Münchner Filmzentrum
  1. Zuschauerkino 8. Dezember 2016

    Beim Kurzfilmabend des Münchner Filmzentrums e.V. (MFZ) können Amateure, Enthusiasten und Profis zweimal im Jahr ihre Filme auf der Leinwand des Filmmuseums einem interessierten Publikum präsentieren und sich mit anderen Filmemachern vernetzen. Vor jedem Film erzählen Beteiligte von Hintergründen, Entstehungsgeschichte oder Besonderheiten ihres Werks. Im Anschluss an die Vorführung bietet das MFZ eine Begegnungsmöglichkeit, damit alle Anwesenden miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen können (für Erfrischungen ist gesorgt).

    Filme einreichen können alle, die einen Kurzfilm gedreht haben, unabhängig von Inhalt oder Format des Films, ob Spielfilm oder Dokumentation, Real-, Kunstoder Animationsfilm. Das MFZ wählt unter den eingereichten Filmen aus und stellt ein etwa anderthalbstündiges Programm zusammen.

    Die Filme müssen bis Donnerstag, den 24. November 2016 (Einreichschluss) im Filmmuseum vorliegen. Möglich sind die Formate 35mm, 16mm, DigiBeta, BetaSP, DVD-Video, Bluray und DCP. Dateien wie mov, mp4 etc. müssen auf USB-Stick oder Festplatte vorliegen. Zugelassen werden nur Filme bis zu 12 Minuten Länge. Alle Einreichenden, deren Filme im Programm gezeigt werden, können an der Kasse bis zu fünf Freikarten für den Zuschauerkino-Filmabend erhalten. Darüber hinaus bestehen keine weiteren Verpflichtungen des Film – museums. Es wird vorausgesetzt, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über die Rechte an ihren Filmen ver fügen und diese am Abend vor der Projektion kurz vorstellen.

    Kontakt: Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, zuschauerkino@yahoo.de,
    Telefon: 089-233 27718.

    ▶ Donnerstag, 8. Dezember 2016, 19.00 Uhr | Die Filmemacher innen und Filmemacher sind anwesend

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  2. ZUSCHAUERKINO 23.Juni 2016

    Zweimal im Jahr bietet das Zuschauerkino des Münchner Filmzentrums (MFZ) allen, die Filme machen, die Gelegenheit, ihre Filme auf der Leinwand des Filmmuseums zu sehen und andere Filmemacher zu treffen. Die nächste Ausgabe des Zuschauerkinos ist am 23. Juni 2016.

    Beim Zuschauerkino des Münchner Filmzentrums e.V. (MFZ) können Laien, Enthusiasten und Profis zweimal im Jahr ihre Filme auf der Leinwand des Filmmuseums einem interessierten Publikum präsentieren und sich mit anderen Filmemachern vernetzen.

    Vor jedem Film erzählen Beteiligte von Hintergründen, Entstehungsgeschichte oder Besonderheiten ihres Werks. Im Anschluss an die Vorführung bietet das MFZ eine Begegnungsmöglichkeit, damit alle Anwesenden miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen können (für Erfrischungen ist gesorgt). Filme einreichen können alle, die einen Kurzfilm gedreht haben, unabhängig von Inhalt oder Format des Films, ob Spielfilm oder Dokumentation, Real-, Kunst- oder Animationsfilm. Das MFZ wählt unter den eingereichten Filmen aus und stellt ein etwa anderthalbstündiges Programm zusammen.

    Die Filme müssen bis zum 9. Juni im Filmmuseum eingereicht werden. Möglich sind die Formate 35mm, 16mm, DigiBeta, BetaSP, DVD-Video, Blu-ray und DCP. Filme in den Formaten mov, mp4 etc. müssen auf USB-Stick oder Festplatte vorliegen (keine Speicherkarten oder Downloadlinks). Zugelassen werden nur Filme bis zu 12 Minuten Länge. Alle Einreichenden, deren Filme im Programm gezeigt werden, können an der Kasse bis zu fünf Freikarten für den Zuschauerkino-Filmabend erhalten. Darüber hinaus bestehen keine weiteren Verpflichtungen des Filmmuseums. Es wird vorausgesetzt, dass die Filmemacher über die Rechte an den von ihnen eingereichten Filmen verfügen und diese am Abend vor der Projektion kurz vorstellen.

    Die nächste Ausgabe des Zuschauerkinos: 23. Juni 2016.

    Einreichschluß 9. Juni 2016

    Gruppenbild vom letzten Zuschauerkino (11. Dezember 2014)

    Kontakt:
    Filmmuseum München
    St.-Jakobs-Platz 1
    80331 München
    Telefon: 089-233 27718

    E-Mail: zuschauerkino@yahoo.de

  3. Neue Filmreihe: Ozu Yasujirō

    Das Filmmuseum München zeigt vom 4. März bis 22. Juni 2016 eine umfassende Retrospektive des japanischen Regisseurs Ozu Yasujirō.

    Setsuko Hara und Ryū Chishū in "Tokyo_Monogatari"_(Die Reise nach Tokyo) von 1953

    Setsuko Hara und Ryū Chishū in „Tokyo Monogatari“ (Die Reise nach Tokyo) von 1953

    „Ozus Realismus liegt nicht nur in präzisen Detailbeschreibungen kleinbürgerlichen, japanischen Lebens. Er nimmt ihn so ernst, dass er sich und seinem Medium nicht erlaubt, Illusionen von bewegtem Leben zu erschaffen. Kino bleibt bei ihm, was es ist, eine Abfolge diskontinuierlicher Aufnahmen. Man spürt, wie das Individuelle wimmelt unter der Neutralität und Allgemeinheit seiner emblemhaften Bilder, aber direkter Ausdruck wird ihm nicht gestattet. Ozus Filme sind erbarmungslos. Die Wiederholungen auf allen Ebenen in allen seinen Filmen sind fast unerträglich. Sie beschreiben die Hoffnungslosigkeit einer Klasse, die nie etwas anderes geschafft hat, als das Bürgerliche eine Etage tiefer nachzumachen. Man fragt sich, was die Poesie mancher der Titel mit der Kargheit der Filme zu tun hat. „Weizenherbst“, „Eine Geschichte von schwankenden Gräsern“, „Ein Geschmack von Makrelen-Hecht“. Das ist die poetische Aura der Banalität. Ozus Filme sind faszinierend.“

    So schreibt Frieda Grafe in einem ihrer „Filmtips“ in der Süddeutschen Zeitung im Juni 1973 – ein Teaser, würde man heute sagen – für die erste Ozu-Reihe im Filmmuseum München. Viele der gezeigten Filme waren damals ohne Untertitel, Ozu war, bis auf wenige Filme, unbekannt im Westen, man schrieb über Kurosawa – in den britischen Magazinen – und Mizoguchi – in den Cahiers du Cinéma. Ozu war, damals wie heute, ein Filmemacher der Filmemacher, verehrt von Paul Schrader, Wim Wenders, Hou Hsiao-hsien, Chantal Akerman und Pedro Costa.

    Die alten Geschichten

    Seit diesem Sommer 1973 ist Ozu präsent in München, regelmäßig hat es Retrospektiven gegeben, komplett oder in Auswahl, man konnte immer wieder zurückkehren zu ihm, seine Vorstellungen vom Kino in diesen Filmen herausbilden, heimisch werden in diesem so stoisch unnahbaren Werk. Der japanischste aller Filmregisseure wurde er immer wieder genannt, inzwischen hat er Kurosawa und Mizoguchi hinter sich gelassen und sein Werk ist beispielhaft geworden fürs Kino, seine Möglichkeiten und seine Modernität: ein Glücksfall.

    Ozu Yasujirō wurde am 12. Dezember 1903 geboren, gestorben ist er am 12. Dezember 1963. Er kam in den 1920er-Jahren zum Kino, hat sich in diversen Genres versucht, viele Studentenklamotten und Gesellschaftskomödien gedreht, dem Slapstick nicht abgeneigt und in Verehrung für Lubitsch und Harold Lloyd. Dann, in den 1930er-Jahren, hat er sich aufs shomin-geki spezialisiert, jene japanische Variante des melodramatischen Kammerspiels, die er, in westlicher Wahrnehmung zumindest, so perfekt verkörpert mit seinen Filmen und der er systematisch alle melodramatischen Effekte ausgetrieben hat. Sein treuer Drehbuchmitschreiber Noda Kōgo hat ihm dabei geholfen, von vielen Flaschen Sake unterstützt. Melodramatisch sind diese Filme nur noch durch ihren Willen zum Innehalten, zum Verstummen, zur Retardation. Zu Trinksprüchen. Das Werk läuft aus, in aller Ruhe und Gelassenheit.

    Lesen Sie hier (pdf) den vollständigen Text von Fritz Göttler sowie das vollständige Programm der Filmreihe.

    Ein Programm in Zusammenarbeit mit der Japan Foundation Tokyo, dem Japanischen Kulturinstitut Köln und dem National Film Center / Museum of Modern Art Tokyo.

  4. Open Scene 28.1.2016: „Schachnovelle“ mit Curd Jürgens

    Am 28.01.2016 um 19.00 Uhr zeigen wir gemeinsam mit dem Münchner Filmmuseum den Film „Schachnovelle“ (1960) von Gerd Oswald, nach der Novelle von Stefan Zweig. Die Autorin Dr. Heike Specht hält zuvor eine Einführung.

    „Schachnovelle“ von Gerd Oswald

    „Schachnovelle“ von Gerd Oswald

    SCHACHNOVELLE
    BRD 1960 – Regie: Gerd Oswald – Buch: Harold Medford, Gerd Oswald, nach der Novelle von Stefan Zweig – Darsteller: Curd Jürgens, Claire Bloom, Hansjörg Felmy, Mario Adorf, Dietmar Schönherr – 103 min

    Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig verdichtet in seiner Novelle von1942 die Erfahrung des Exils nach 1938, aus dem er nicht mehr zurückkehrte. Curd Jürgens – der am 13. Dezember 1915 in München-Solln geboren wurde – spielt die Rolle des Dr. Werner von Basil, eines Wiener Juristen, der von der Gestapo verhaftet wird. In seiner Einzelhaft, in der das Geheimnis versteckter Kunstschätze von ihm erpresst werden soll, beschäftigt er sich zur inneren Rettung mit einem gestohlenen Schachlehrbuch. Von Basil wird zu einem besessenen Schachspieler, der dem Spiel geradezu obsessiv verfällt. Wieder in Freiheit, auf dem Überseedampfer nach Amerika, ist sein Spielgegner der Schachweltgroßmeister Mirko Centrowic, gespielt von Mario Adorf.

    Die Züricher Autorin und Lektorin Heike Specht, die zum 100. Geburtstag von Curd Jürgens die ausführliche Biografie „Curd Jürgens – General und Gentleman“ verfasst hat, erschienen im Aufbau Verlag, wird zur Entstehung des Films und zum Medienbild des einstigen deutschen Weltstars eine Einführung im historischen Kontext geben.

    Eine Kartenreservierung ist unter Tel. 089 – 233 96450 möglich.

    Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

  5. Neue Filmreihe: François Truffaut

    Vom 7. Januar bis zum 28. Februar 2016 zeigt das Münchner Filmmuseum die Reihe "Die Schule des Lebens – François Truffaut".

    François Truffaut bei Dreharbeiten zu "La nuit américaine" (Die amerikanische Nacht)

    François Truffaut (rechts) mit Jean-Pierre Leaud und Jacqueline Bisset bei den Dreharbeiten zu „La nuit américaine“ (Die amerikanische Nacht)

    Der Schluss seines Debütfilms bereitete ihm Kopfzerbrechen. In welches Schicksal sollte er den kleinen Antoine Doinel entlassen, nachdem er aus dem Erziehungsheim geflohen war? Ein optimistisches Ende wäre unehrlich gewesen, aber ein niederschmetterndes hätte ebenso wenig gestimmt. François Truffaut (1932–1984) entschied, dass er keine Drehbuch-, sondern eine plastische, filmische Lösung finden musste. So läuft Jean-Pierre Léaud nun in der letzten Einstel-lung von SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN erwartungsvoll aufs Meer zu, bis das Bild einfriert und der Gesichtsausdruck des Jungen das Publikum mit ebenso viel Zweifel wie Zuversicht zurücklässt.

    Das Drehbuch, in dem Truffaut von den Verletzungen erzählt, die ihm selbst in seiner Kindheit zugefügt wurden, endete noch ganz anders: mit einem Blick auf Antoine und seinen Freund René, die durch die Straßen von Paris schlendern; eine Erzählstimme aus dem Off schilderte ihren weiteren Lebensweg. Um jene allzu gefällige Poesie zu vermeiden, mit der Kinder im Kino sonst gezeigt werden, hatte Truffaut das Buch humorvoll angelegt. Bei den Dreharbeiten schlichen sich dann Ernst und Gravität ein – sein väterlicher Mentor, der Kritiker André Bazin, war in der Nacht des ersten Drehtages gestorben –; er gab sich alle Mühe, seinem jungen Hauptdarsteller das Lächeln auszutreiben.

    Ein großzügig Liebender

    Als Truffauts Film 1959 in Cannes Premiere hatte, besiegelte er den Siegeszug der Nouvelle Vague. Eine ausgelassene, unkonventionelle und zitierfreudige Art des Filmemachens brach sich Bahn. Wie die meisten Regisseure der Bewegung posierte er auf Fotos gern mit der Kamera, hatte tatsächlich aber ein eher platonisches Verhältnis zur Technik: ein stolzer Autodidakt, der überzeugt war, als aufmerksamer Zuschauer mehr gelernt zu haben, als er es auf dem damals traditionellen Weg über die Regieassistenz getan hätte.

    Truffaut hatte als ehrgeiziger, enthusiastischer und polemischer Filmkritiker begonnen, der in seinen Rezensionen für die Cahiers du cinéma, Arts und andere Publikationen insgeheim schon die Filme vorausahnte, die er gern selber drehen wollte. Eine Retrospektive seines Werks wäre nicht vollständig ohne einen Blick in das filmische Universum seiner Idole Jacques Becker, Alfred Hitchcock, Ernst Lubitsch, Max Ophüls, Jean Renoir, Roberto Rossellini und Jean Vigo. Seine Liebe zum Kino war nicht dogmatisch: Claude Sautet, der von seinen Nachfolgern in der Cahiers-Redaktion sträflich unterschätzt wurde, pries er als den französischsten aller Regisseure.

    François Truffaut wurde der erfolgreichste unter den Protagonisten der Nouvelle Vague. Seine persönlichen, intimen Filme sind die zugänglichsten und lebendigsten der Bewegung. Er ist vielleicht der einzige Regisseur, dessen Filme schon einem Kind einen Eindruck davon vermitteln, was Autorenschaft im Kino ist. Seine Erzählhaltung, die Charaktere niemals mit Herablassung zu zeichnen, brachte ihm Bewunderer und Nachahmer in aller Welt ein. Seine Lust am Stilbruch prägte das New Hollywood nachhaltig; sein Einfluss zeigt sich im Werk von Arthur Penn und Paul Mazursky. So unterschiedliche Regisseure wie Leos Carax, Arnaud Desplechin, Cédric Klapisch und Tsai Ming-liang beziehen sich auf ihn. Quentin Tarantino zitiert ihn in KILL BILL. Und noch in Noah Baumbachs FRANCES HA zeigen sich Spuren seines Stils und seiner Themen.

    Weiter (pdf) im Text von Gerhard Midding und zum Programm der Filmreihe vom 7. Januar bis 28. Februar 2016.

  6. Open Scene 24. 9. 2015: „Vor der Revolution“ von Bernardo Bertolucci

    In der nächsten „Open Scene“ am Donnerstag, dem 24.09. 2015, um 19.00 Uhr zeigen wir gemeinsam mit dem Münchner Filmzentrum e.V. (MFZ) den italienischen Spielfilm VOR DER REVOLUTION (1964) von Bernardo Bertolucci, in dem er kunstvoll die politische und gesellschaftliche Stimmung Italiens eingefangen hat. Jürgen Wolter hält eine Einführung.

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    PRIMA DELLA RIVOLUZIONE (VOR DER REVOLUTION)
    Italien 1964 – Regie: Bernardo Bertolucci – Buch: Bernardo Bertolucci, Gianni Amico – Kamera: Aldo Scavarda – Musik: Ennio Morricone – Darsteller: Francesco Barilli, Adriana Asti, Christina Pariset, Morando Morandini – 115 Minuten, OF mit englischen Untertiteln.

    Der junge Fabrizio aus dem wohlhabenden Bürgertum von Parma – trotz seiner Herkunft ein Marxist – und seine Tante Gina beginnen ein verbotenes Verhältnis miteinander. Sie bewegen sich durch die Straßen von Parma und die umgebende Landschaft, reden über politische Theorien und schwelgen in Melancholie. Ein wichtiger   Gesprächspartner der beiden ist ein kommunistischer Grundschullehrer. Fabrizio steht in seinem Leben zwischen seinen politischen Idealen und den bürgerlichen Konventionen, mit denen er fest verwurzelt ist. Mit einer wilden Flut von Bildern und Tönen beschreibt Bertolucci Szenen aus verschiedenen sozialen Milieus: ein Abend in der Oper, der Rausch einer jungen Liebe, ein verzweifelter Aristokrat, dessen Welt durch den Siegeszug des Kapitalismus im Untergehen begriffen ist. Bei seinem zweiten Spielfilm, der in in seiner Heimatstadt Parma angesiedelt ist, hat der erst 22-jährige Bertolucci zum Teil autobiografische Themen verarbeitet. Stilistisch orientierte er sich dabei an seinen Vorbildern Michelangelo Antonioni und Jean-Luc Godard.

    „Selten ist ein Talent mit solcher Leuchtkraft in die Filmszene eingebrochen, wie Bertolucci es mit diesem Film tat. Eine Flut poetischer Bilder, Bilderfolgen und Töne, stellt PRIMA DELLA RIVOLUZIONE eine unverhüllt leidenschaftliche, höchst persönliche Aussage über die politische und sexuelle Volljährigkeit dar. … Ein tiefes Gefühl für ein sinnliches, sinnenschweres, bilderreiches Kino der radikalen Form, Textur, Farbe, Komposition hat sein Gegengewicht in einer starken Empfänglichkeit für soziale Fragen, so auch für das Dilemma des radikalen Bürgersohns in einer Periode des niedergehenden Kapitalismus.“ (Amos Vogel)

  7. OPEN SCENE 4. 6. 2015: „HEAVEN“ von Tom Tykwer

    Liebe Freunde des Filmmuseums,
    in der nächsten „Open Scene“ am Donnerstag, 4. Juni 2015 um 19.00 Uhr zeigt das Filmmuseum gemeinsam mit dem Münchner Filmzentrum e.V. (MFZ) den Spielfilm HEAVEN (2002) von Tom Tykwer – passend zum katholischen Hochfest Fronleichnam an diesem Tag. Christopher Lagerholm, Absolvent der Medienakademie an den Bavaria Filmstudios, hält zuvor eine Einführung und analysiert den Film anschließend aus theologischer Sicht unter dem Aspekt "Religion und Sinn-Bilder".

    HEAVEN
    D/USA 2002 – Regie: Tom Tykwer – Buch: Krzysztof Kieślowski – Kamera: Frank Griebe – Musik: Arvo Pärt, Marius Ruhland – Darsteller: Cate Blanchett, Giovanni Ribisi, Remo Girone, Stefania Rocca – 97 min, Originalfassung mit deutschen Untertiteln

    In seiner ersten großen internationalen Produktion setzte Tom Tykwer ein nachgelassenes Drehbuch des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieślowski um und erzählt die Geschichte der britischen Lehrerin Philippa, die ein Attentat gegen einen Geschäftsmann verüben will, der den Drogenhandel Turins kontrolliert. Dabei kommen ungewollt vier unschuldige Menschen ums Leben. Während des Verhörs im Polizeipräsidium lernt sie einen jungen Carabiniere kennen, der ihre Geschichte glaubt, sich in sie verliebt und zur Flucht verhilft. Die darauffolgende Reise nach Montepulciano wird für die beiden Protagonisten zu einem kontemplativen Exerzitium. HEAVEN fragt auf vielfältige und vielgestaltige Weise nach individueller und kollektiver Schuld, nach Rechtfertigung und Rechtfertigungsversuchen – Sünde und Vergebung können auch im Kino eine nicht unzeitgemäße Rolle spielen.
    Geplant hatte Kieślowski eine weitere Filmtrilogie mit den Teilen HEAVEN, HELL und PURGATORY, von der er aber nur das Drehbuch zum ersten Teil vollenden konnte. „Ich bin in das Drehbuch eingetaucht, als sei es mein eigenes. Ich hatte ganz stark das Gefühl, dass es auch an Themen anknüpft, die ich in meinen bisherigen Filmen aufgegriffen hatte, allerdings auf eine mir bislang unbekannte Weise. Diese Herausforderung wollte ich unbedingt annehmen.“ (Tom Tykwer)

    Eine Kartenreservierung ist unter Tel. 089- 233 96450 möglich.

    Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
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  8. Neue Filmreihe:
    DEFA: Die besten Jahre

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    „Das Kaninchen bin ich“ (1965/1990) von Kurt Maetzig


    Die Babelsberger DEFA zwischen 1960 und 1970

    Die 1960er-Jahre waren das spannendste Jahrzehnt der DEFA. Eine junge Generation von Filmemachern wagte sich an schwierige gesellschaftliche Fragen und suchte zugleich nach neuen formalen Mitteln. Sie wollte die aus Ufa-Zeiten ererbte ideelle und ästhetische Behäbigkeit der Babelsberger Filmfabrik abschütteln und wandte sich im selben Atemzug von dem in Köpfen und Herzen durchaus präsenten Stalinismus ab. Im Schatten der Mauer, mit deren Bau im August 1961 begonnen worden war und in deren Folge die Hoffnung aufkeimte, unabhängig von den Einflüssen des Westens freier und offener über eigene Probleme reflektieren zu können, wurden auch die Filme selbstbewusster. Man nahm regen Anteil an der wachsenden Souveränität der jungen polnischen, tschechischen, ungarischen, sowjetischen Regisseure und wollte dem nicht nachstehen. Was die französische nouvelle vague, das britische free cinema, was Antonioni, Pasolini und Fellini in Italien leisteten, wurde an der Babelsberger Filmhochschule und in den DEFA-Studios enthusiastisch debattiert. In Künstlerklubs in Ost-Berlin waren sowohl der erfahrene Billy Wilder als auch der junge, vielversprechende Andrej Tarkovskij zu Gast. Joris Ivens und Chris Marker ermunterten die Teilnehmer des Leipziger Dokumentarfilmfestivals, sich konsequenter und mutiger als bisher der Wirklichkeit zu öffnen. Tatsächlich brach sich, es klingt paradox, in dem nach außen hin streng abgeriegelten Land eine neue, mit internationalen Entwicklungen vielfältig verbundene filmische Modernität Bahn.

    Es ist hier nicht der Raum, komplex auf Ursachen und Wirkungen einzugehen, nur so viel: Das alles hatte natürlich mit Politik zu tun. Innerhalb der Führung der DDR hatte sich neben den Altkadern, die noch jede Entwicklung kritisch beäugten, eine junge Funktionärselite etabliert, der die Luft im Lande zu stickig geworden war und die für frischen Wind sorgen wollte: ökonomisch,

    indem den Betrieben mehr Raum zu Eigenverantwortlichkeit eingeräumt werden sollte (dieser Prozess nannte sich »Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung«); politisch, indem zum Beispiel der jungen Generation ein sehr viel größeres Selbstbestimmungsrecht als zuvor eingeräumt wurde (gestützt durch ein »Jugendkommuniqué«) oder indem die alte, stalinistische Gerichtsbarkeit durch einen neuen Rechtspflegebeschluss abgelöst wurde. Die Kunst wurde zur Triebkraft, Zeugin und kritischen Wegbegleiterin dieser Prozesse; so viele erregende Bücher, Theaterstücke, Gedichte oder Filme wie in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre hatte es im ganzen Jahrzehnt zuvor nicht gegeben.

    Freilich streckten die politischen Hardliner nicht ihre Waffen. Die Staatspartei SED (ihre vier Blockparteien CDU, LDPD, NDPD und Bauernpartei können wir hier vernachlässigen) zerfiel immer deutlicher in zwei Lager: das der vergleichsweise liberalen Reformer, an deren Spitze sich, von Moskau und dem dortigen Parteiführer Nikita Chruschtschow bekräftigt, Walter Ulbricht höchstselbst gestellt hatte; und das der Traditionalisten, die auf der »reinen Lehre« beharrten und jeden Versuch der gesellschaftlichen Modernisierung als »Revisionismus« denunzierten (Beispiele: Paul Verner, Erich Honecker oder der Leipziger SED-Chef Paul Fröhlich). Keine Frage, dass der gesamte Reformprozess der frühen 1960er-Jahre von herben Rückschlägen begleitet war, ähnlich wie in der Sowjetunion. Und als dort, in Moskau, die Hardliner wieder die Oberhand gewannen und Leonid Breshnew zum neuen Parteichef berufen wurde, musste dies auch gravierende Auswirkungen auf die Politik – und besonders die Kulturpolitik – der DDR haben.

    Weiter im Text von Ralf Schenk und zum Programm der Filmreihe (11. März bis 17. Juni 2015)

  9. ZUSCHAUERKINO

    Zweimal im Jahr bietet das Zuschauerkino des Münchner Filmzentrums (MFZ) allen, die Filme machen, die Gelegenheit, ihre Filme auf der Leinwand des Filmmuseums zu sehen und andere Filmemacher zu treffen. Die nächste Ausgabe des Zuschauerkinos ist am 10. Dezember 2015.

    Beim Zuschauerkino des Münchner Filmzentrums e.V. (MFZ) können Laien, Enthusiasten und Profis zweimal im Jahr ihre Filme auf der Leinwand des Filmmuseums einem interessierten Publikum präsentieren und sich mit anderen Filmemachern vernetzen.

    Vor jedem Film erzählen Beteiligte von Hintergründen, Entstehungsgeschichte oder Besonderheiten ihres Werks. Im Anschluss an die Vorführung bietet das MFZ eine Begegnungsmöglichkeit, damit alle Anwesenden miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen können (für Erfrischungen ist gesorgt). Filme einreichen können alle, die einen Kurzfilm gedreht haben, unabhängig von Inhalt oder Format des Films, ob Spielfilm oder Dokumentation, Real-, Kunst- oder Animationsfilm. Das MFZ wählt unter den ein – gereichten Filmen aus und stellt ein etwa anderthalbstündiges Programm zusammen.

    Die Filme müssen bis zum Donnerstag – wird noch bekannt gegeben – im Filmmuseum eingereicht werden. Möglich sind die Formate 35mm, 16mm, DigiBeta, BetaSP, DVD-Video, Blu-ray und DCP. Dateien wie mov, mp4 etc. müssen auf USB-Stick oder Festplatte vorliegen (keine Speicherkarten oder Downloadlinks). Zugelassen werden nur Filme bis zu 12 Minuten Länge. Alle Einreichenden, deren Filme im Programm gezeigt werden, können an der Kasse bis zu fünf Freikarten für den Zuschauerkino-Filmabend erhalten. Darüber hinaus bestehen keine weiteren Verpflichtungen des Filmmuseums. Es wird vorausgesetzt, dass die Filmemacher über die Rechte an den von ihnen eingereichten Filmen verfügen und diese am Abend vor der Projektion kurz vorstellen.

    Die nächste Ausgabe des Zuschauerkinos:
    10. Dezember 2015

    Einreichschluss: 26.11.2015.

    Gruppenbild vom letzten Zuschauerkino (11. Dezember 2014)

    Kontakt:
    Post (Filmmuseum München
    St.-Jakobs-Platz 1
    80331 München)
    Telefon (089-233 27718),

    E-Mail (zuschauerkino@yahoo.de)

  10. NEUE FILMREIHE: Eine Hommage an die KostümbildnerInnen

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    Wir kommunizieren mit unserer Kleidung. Was wir tragen, zeigt, woher wir kommen, welcher Klasse oder Gruppe wir angehören und welche sexuelle Orientierung wir haben. Auch im Film lebt ein Charakter durch sein Kostüm. Kostüme erfüllen eine narrative Funktion, sie sind Teil des storytelling – zum Beispiel, wenn in Nahaufnahme Accessoires wie Knöpfe, Ohrringe oder Halsketten erscheinen. Die Kleidung im Film zeigt nicht unmittelbar, was passiert, aber wer da ist – sie vermittelt den emotionalen, physischen oder psychosozialen Zustand eines Charakters. Kostüme spiegeln im besten Fall die persönliche Entwicklung einer Person wider, exemplifizieren Gegensätze und Gemeinsamkeiten von Charakteren und machen sie visuell nachvollziehbar. Das Kinopublikum dekodiert die Informationen, die über die Kleidung transportiert werden, binnen Sekundenbruchteilen – und im besten Falle unbewusst. Kostümdesigner sind daher mit Dolmetschern vergleichbar, die die richtigen Worte zur Übersetzung finden müssen. Jonas Scheler: Wenn Kleidung flüstert. Die Zeit

    Weiter im Text und zum Programm der Filmreihe
    (12. November 2014 bis 4. März 2015)